„Im Januar 1975 befand ich mich mit Lama Namgyal in Genf. Ich kümmerte mich um die Vögel des 16. Karmapa, der sich selbst in Zürich befand. Ich wartete mit der ganzen Gruppe auf ihn, damit wir gemeinsam nach Indien abreisen konnten.
Es muss gegen 4 Uhr morgens gewesen sein, als das Telefon klingelte. Ich war noch nicht ganz wach, als ich den Hörer abnahm. Am anderen Ende der Leitung fragte mich Karmapa, ob ich bleiben und mich um den Ort kümmern würde, den er in der Dordogne in Frankreich besucht hatte.
Ich hatte mir vorgenommen, Karmapa nie etwas abzuschlagen, also sagte ich zu und ging wieder ins Bett. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich nicht, ob der Anruf wirklich stattgefunden hatte oder ob es nur ein Traum war.“
Mit diesen Worten fasst Lama Jigme Rinpoche die wenigen Minuten zusammen, die sein Leben für immer verändert haben. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in England, wo er auf sein Visum gewartet hatte, kam Lama Jigme Rinpoche am 3. Mai 1975 in Dhagpo Kagyu Ling an. Er war 26 Jahre alt, sprach kaum Englisch und hatte keine Ahnung, wie lange er bleiben würde …
Er erinnert sich:
„Von Samye Ling in Schottland kamen Akong Rinpoche, Umzé-la, und ich mit dem Zug in Kagyu Dzong in Paris an. Dort verbrachten wir ein oder zwei Tage, bevor wir den Zug nach Périgueux nahmen.
Ein kleines Empfangskomitee erwartete uns in dem Gebäude, das lediglich ein heruntergekommenes Bauernhaus war. Es waren Bernard Benson, der damalige Chef des damaligen Geheimdienstes, Monsieur Gaillard, Yahnne Le Toumelin, ein Bauer aus der Gegend, Monsieur Tierce, zwei holländische Künstler, Helen und Franz, Leo und Simone Mutsaers, sowie der Bürgermeister von Saint-Léon anwesend. Ich hatte nicht erwartet, einen so kärglichen Ort vorzufinden.
Es gab wirklich nichts! Yahnne Le Toumelin, die Mutter von Matthieu Ricard, kam jeden Tag mit dem Fahrrad aus Chanteloube, um uns Essen zu bringen. Dann kamen nach und nach immer mehr Leute“.
Am Anfang war alles noch spartanisch und der Ort noch nicht Dhagpo Kagyu Ling. Um so nah wie möglich an dem zu bleiben, was er gelernt hatte, schrieb Lama Jigme Rinpoche den Text von Gampopa, Der kostbare Schmuck der Befreiung, mit der Hand ab…
Heute, ein halbes Jahrhundert später, am gleichen Tag, gibt Lama Jigme Rinpoche Praktizierenden des Tschenresi-Kurses im Institut von Dhagpo Kagyu Ling Belehrungen. Eine kurze Aufzählung seiner Aktivitäten finden Sie auf seiner Website (auf Englisch).
Seine spirituelle Ausbildung begann im Alter von 6 Jahren in Tsurphu, Tibet, bei Rangjung Rigpe Dorje, Seiner Heiligkeit dem 16. Gyalwa Karmapa, und wurde in Rumtek, Indien, fortgesetzt. Diese traditionelle Ausbildung beinhaltet das Lernen der Philosophie und der Praxis des Buddha-Dharma. Ihr grundlegendes Wesen wird im Tibetischen als Tongwa gyünpé chalen མཐོང་བ་རྒྱུན་པའེ་ཕྱག་ལེན། bezeichnet, ein Ausdruck, der mit Aneignung durch kontinuierliche Beobachtung übersetzt werden kann. Wie bei einer handwerklichen Ausbildung geht es darum, präsent zu sein, um zu sehen, was nicht unbedingt offensichtlich ist; um nicht nur den Worten zuzuhören, sondern ebenso der Art und Weise wie sie gesprochen werden, um die Gesten zu beobachten und zu üben, indem sie nachgemacht werden, um Fragen zu stellen und den Antworten wirklich zuzuhören; durch einen Verinnerlichungsprozess zu verstehen.
Diese Art den Dharma zu lernen, bedeutet, ihn zu leben und zu erfahren, so nah wie möglich an der erwachten Präsenz des 16. Karmapa. Es geht weniger darum, zu lernen, wie man etwas tut, sondern vielmehr darum, zu lernen, wie man ist.

Als Jigme Rinpoche 16 Jahre alt war, übertrug Karmapa ihm die anspruchsvolle Aufgabe, in Rumtek jeden zu empfangen und willkommen zu heißen, der kommt, um Seine Heiligkeit zu treffen – angefangen bei den Dorfbewohnern der Region über den König von Sikkim, dem letzten Dharma Raja Palden Thondup Namgyal (1923-1982), bis zu den ersten am Dharma interessierten Westlern, die ihren Weg nach Rumtek fanden. Es ging darum, sie zu empfangen und für jeden, unabhängig von seinem Status, ganz da zu sein.
In vollkommener Diskretion begann so ein ganzes Leben im Dienst des Gyalwa Karmapa, zuerst des 16. Rangjung Rikpé Dorje und dann des 17. Trinley Thaye Dorje.
Der Buddha Karmapa ist ein Nirmanakaya, eine Ausstrahlung der Erleuchtung, und als solcher ist es seine einzige Absicht, das Wohl aller fühlenden Wesen zu erreichen. Dem Karmapa in jedweder Inkarnation zu dienen bedeutet, sein Leben dem Dienst an anderen zu widmen.
Fünf Jahrzehnte später, am 3. Mai 2025, ist Lama Jigme Rinpoche 76 Jahre alt. Er spricht Englisch. Er ist nie wieder weggegangen und Franzose geworden.
Er ist nach wie vor immer erreichbar und empfängt alle, die ihn treffen möchten, mit Wohlwollen und Geduld. Er lehrt in Dhagpo Kagyu Ling und auf der ganzen Welt weiterhin den Buddha-Dharma. Er setzt immer noch alles daran, den Dharma für alle zugänglich zu machen, indem er die Bedingungen schafft, damit dies heute und für zukünftige Generationen möglich ist.
Lama Jigme Rinpoche widmet sich auch in Zukunft anderen und dient dem Karmapa mit absoluter Diskretion.
„In der Person von Jigme Rinpoche gebe ich Euch mein Herz“.
Veranstaltung
Dieser Tag wird mit einem Ritual, bei dem Rauch dargebracht wird (Sang Puja) von 6:30 bis 8:30 Uhr im Institut eröffnet.
Im Anschluss an das Ritual wird Jigme Rinpoche das progressiven Tschenresi-Curriculum mit Studium und Meditation vor Ort und online unterrichten.
Die Belehrung wird auf Englisch gehalten und ins Französische, Spanische und Deutsche übersetzt.
Diese Fotos stammen aus unseren Archiven oder wurden im Rahmen der Recherchen zum 50-jährigen Jubiläum von Dhagpo Kagyu Ling gesammelt. Wir konnten nicht alle Urheber identifizieren. Die Nutzung der Fotos dient ausschließlich Informationszwecken im Kontext der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum von Dhagpo Kagyu Ling. Ihre Verwendung ist auf diesen Anlass und unsere Website beschränkt und erfolgt nicht zu kommerziellen Zwecken.
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